Auswertung vom 05. Juli 2020
Auswertung der Fragen zum Konjunkturpaket
Im Rahmen der bisherigen Auswertungen des Haushaltskrisenpanels haben wir bereits darauf verwiesen, dass diejenigen Bestandteile des „Konjunkturpakets“, die nach dem Gießkannen-Prinzip vorgehen, enorme Kosten ohne allzu große Wirkung haben werden (siehe z.B. https://safe-frankfurt.de/fileadmin/user_upload/editor_common/Policy_Center/SAFE_Policy_Letter_87_final.pdf).
In Hinblick auf die Mehrwertsteuersenkung haben wir dies konkret für die Güter des täglichen Bedarfs illustriert: Sollte diese vollständig weitergegeben werden, so würde dies einen Haushalt im Durchschnitt nur mit 6 Euro pro Monat entlasten, was allerdings von Juli bis Dezember Kosten von fast 1,5 Mrd. Euro verursacht.
Die nun eingestellte Frage auch zu größeren Anschaffungen (über 250 Euro, aber explizit mit Ausnahme von Pkw) bestätigt diese Befürchtung nun auch für solche „big-ticket items“. Ganze 89 % der Haushalte wollen ihre entsprechenden Pläne nicht ändern, nur 4 % planen deshalb neue Anschaffungen. Bei den 7 %, die eine Anschaffung vorziehen wollen, ist auch der Effekt für die Wirtschaft fraglich. In den letzten Monaten kam es bei der überwiegenden Mehrheit der deutschen Haushalte zu dem Phänomen des „Zwangssparens“, da sie keine Einkommenseinbußen erlitten, aber deutlich weniger Möglichkeiten zum Konsum hatten als zuvor. Andererseits stand und steht die Produktion teils noch still. Staatliche Verkaufsförderung, die das „Pulver“ für zukünftige Maßnahmen im Falle einer weiteren Welle verschießt, ist unter diesen Bedingungen gerade nicht angebracht. (Anmerkung: An dieser Feststellung würde sich auch dann nichts ändern, wenn Händler die Rabattsenkung für Werbekampagnen und weitere Preissenkungen „nutzen“.)
Auch die Verwendung von „Helikoptergeld“ (von 300 Euro) wurde nun erstmalig abgefragt. Hier sieht zwar die Konsumneigung angesichts eines solchen „kleinen Lottogewinns“ höher aus: Ganze 26 % wollen dieses fast gänzlich ausgeben, während allerdings 54 % weniger als 100 Euro davon ausgeben wollen (und 24 % alles sparen wollen).
Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass unter anderen Umständen, etwa wenn die Frage vor einem Jahr gestellt worden wäre, das Ergebnis nicht anders gewesen wäre. Denn der Konsum- bzw. Sparanteil an den „gewonnenen“ 300 Euro hängt insbesondere wenig vom Einkommen oder anderen Umständen des Haushaltes ab – mit Ausnahme derjenigen Haushalte, die eine starke Einkommenseinbuße erlitten haben, da von diesen beispielsweise 13 % die Summe zur Schuldentilgung verwenden würden. Will man gezielt die Folgen der Krise bei den Haushalten bekämpfen, so muss auch die Maßnahme gezielt sein. Will man allerdings insgesamt die Konjunktur „ankurbeln“, so wäre auch hier zunächst zu fragen, in welchen Bereichen die Nachfrage tatsächlich wegen mangelnder Liquidität fehlt.
Auswertung der laufenden Fragen
Mit nun bereits der siebten Wellen (mit abermals ca. 7 Tausend mitwirkenden Haushalten) kann das Haushaltskrisenbarometer ein belastbares und robustes Bild der Lage und der Erwartungen der deutschen Haushalte liefern.
Die aktuelle Welle schreibt den bereits zuvor festgestellten positiven Trend fort: Der überwiegende Anteil der Haushalte hat keine Angst um die eigene Gesundheit (mehr) und meidet nicht mehr die Öffentlichkeit. Die Einkommenserwartungen haben sich seit Beginn der Krise deutlich verbessert.
Von einer nächsten Welle, die zu bundesweiten Schließungen führen könnte, gehen nur noch 12 % der Haushalte aus. Regionale Einschränkungen erwarten dennoch über 60 %.