Auswertung 20. April 2020

Haushalte weitaus weniger besorgt um ihre wirtschaftliche Lage und Gesundheit als aktuelle Medienberichte vermuten lassen

Die Auswertung der dritten Welle (17. – 20. April) des Haushaltskrisenbarometers, an der wieder deutlich über 7.000 Haushalte teilgenommen haben, bestätigt damit nicht die aktuellen Medienberichte zu zunehmenden wirtschaftlichen Ängsten der Haushalte.

Zudem macht sich im Vergleich zu den letzten beiden Wellen nur noch ein geringerer Anteil der befragten Haushalte Sorgen um seine Gesundheit (42 % gegenüber 48 % vor 4 Wochen) und ein deutlich geringerer Anteil gibt an, die Öffentlichkeit zu meiden (64 % gegenüber 78 % vor vier Wochen und 74 % vor zwei Wochen). Dies spiegelt sich auch wider in einem wachsenden Anteil derjenigen, die nur noch teils, nicht aber mehr vollständig, in Heimarbeit sind.

Wirtschaftliche Lage und Zukunftserwartungen

Unbestreitbar sind viele Unternehmen und insbesondere ganze Branchen in eine teils erhebliche wirtschaftliche Schieflage geraten. Dies zeigt auch das Haushaltskrisenbarometer: Nach wie vor verzeichnet mehr als ein Drittel der befragten Selbständigen eine Geschäftsunterbrechung. Über die Hälfte der Selbständigen (56 %) hat bereits teils deutliche Einkommenseinbußen erlitten und mehr als ein Drittel (35 %) erwartet (weitere) Einbußen auch in den nächsten sechs Monaten.

Die Lage bei den abhängig Beschäftigten und insbesondere auch den Haushalten, die nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen, ist allerdings weitaus differenzierter. Dies wurde bereits bei der Auswertung der letzten Runde (3. – 6. April) deutlich. Auch jetzt haben überhaupt nur 17 % aller Haushalte Einkommenseinbußen gegenüber dem Niveau vor der Krise erlitten. Unter den Erwerbstätigen ist der Anteil höher, liegt aber immer noch unter einem Viertel (24 %). Dieser Anteil ist fast vollständig durch Kurzarbeit zu erklären (19 % geben an, in Kurzarbeit oder freigestellt zu sein).

Unter allen Haushalten ist allerdings der Anteil derer, die (weitere) Einkommenseinbußen in den nächsten sechs Monaten erwarten, mit 13 % nicht höher als der Anteil derer, die Einkommenssteigerungen erwarten. Und 73 % erwarten gar keine Änderung ihres Einkommens (mehr) in den nächsten sechs Monaten.

Gerade die Einkommenserwartungen können damit nicht das düstere Bild bestätigen, das zur Zeit in manchen Medienberichten, auch unter Berufung auf andere Umfragen, gezeichnet wird. Auch die nachfolgend dargestellten Ergebnisse zur Konsum- und Sparneigung lassen eine weitaus weniger dramatische Lage vermuten. Diese scheinbare Differenz ist allerdings einfach erklärbar, da in der Berichterstattung oft der dramatische Kontrast aktueller Umfrageergebnisse gegenüber der Zeit vor Mitte März im Vordergrund steht. Dieser Einbruch von Erwartungen mit Beginn der Krise ist in der Tat eine Besonderheit der aktuellen Situation, etwa auch im Vergleich zur Finanzkrise von 2008/9. Dies zeigt sich beispielsweise auch beim GfK-Konsumklimaindex, über den die Medien vor kurzem berichtet haben. Für diesen wird unter anderem eine ähnlich gelagerte Frage nach der Einkommensentwicklung gestellt und zu einem Teilindex verarbeitet. Während dieser im Vergleich zu den Vormonaten enorm einbrach, liegt der Index noch deutlich über den Werten in der Finanzkrise.

Spar- und Konsumneigung

Da die Mehrheit der Haushalte weder Einkommenseinbußen erlitten hat noch in den nächsten sechs Monaten solche befürchtet, hat sich auch die Sparneigung nicht verändert. Es lassen sich keine Anzeichen dafür erkennen, dass die Haushalte aktuell etwa aus Angst um die Zukunft mehr sparen.

Konkret, und fast unverändert zur letzten Befragung von vor zwei Wochen, nehmen 77 % der Haushalte keine Änderungen an ihrem Sparverhalten vor, 13 % sparen einen kleineren und 9 % einen größeren Anteil ihres Einkommens.

Abbildung 1: Sparneigung.

Schlüsselt man dies genauer auf, so liegt bei dem Teil der Bevölkerung, der keine Einkommenseinbußen erlitten hat, der Anteil mit gleicher Sparneigung sogar bei 82 %. Einen kleineren Anteil sparen dagegen insbesondere diejenigen Haushalte, die starke Einkommenseinbußen erlitten haben (so fast die Hälfte der Haushalte mit Einkommenseinbußen von mehr als 20 %).

Sorgen um die Gesundheit und Verunsicherung

Weniger als die Hälfte der Haushaltsvorstände (42 %), die im Nielsen Consumer Panel befragt und auf die deutsche Bevölkerung hochrechnet werden, gibt an, sich um seine Gesundheit Sorgen zu machen. Vor vier Wochen lag der Anteil noch bei 48 %. Von den unter 40-Jährigen geben nur rund 34 % an, sich um ihre Gesundheit Sorgen zu machen. Zwar ist die Sorge bei älteren Haushaltsvorständen ausgeprägter, liegt allerdings immer noch nur bei knapp 47 %. Auch die allgemeine Verunsicherung sinkt deutlich: Nur noch 40 % der Haushaltsvorstände stimmten nun der Aussage zu, dass der Corona-Virus sie sehr verunsichert, im Vergleich zu 49 % vor vier Wochen.

Mit der sinkenden Angst um die Gesundheit geht auch eine geringere Bereitschaft einher, Kontakte zu anderen zu vermeiden. Ein deutlich kleinerer Anteil unter den Befragten als zuvor gibt nun noch an, die Öffentlichkeit zu meiden (64 % gegenüber 78 % vor vier Wochen und 74 % vor zwei Wochen).

Abbildung 2: Meidung der Öffentlichkeit. 

Im Einklang damit nimmt seit vier Wochen der Anteil derjenigen zu, die zwar in Heimarbeit sind, aber nicht ausschließlich – auf Kosten des Anteils derjenigen, die aktuell nur von zu Hause aus arbeiten.

Abbildung 3: Homeoffice-Nutzung.

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